Nichtoffener Realisierungswettbewerb Neubau des städtischen Kindergartens in Kandern im Forstareal
Erläuterungen
STÄDTEBAULICHES KONZEPT
Der Baukörper gliedert sich in einen 2-geschossigen Erschließungsbereich im Norden und zwei Querriegel, die sich in ihrer Höhenentwicklung von zwei auf ein Geschoss reduzieren. Das Gebäude öffnet sich nach Süden zum Forsthausgarten und bildet zusammen mit dem historischen Forsthaus ein neues Ensemble. Durch die Hanglage tritt das Gebäude zum neuen Quartiersplatz als eingeschossiger Baukörper in Erscheinung und fügt sich harmonisch in die Umgebung ein. Die Erschliessung erfolgt über den neu gestalteten Quartiersplatz, welcher als Bindeglied zwischen der zukünftigen Wohnbebauung und des südlichen Bereiches mit Kindergarten, Forsthaus und Forsthausgarten dient.
Baukörper
Die an den Erschliessungsbereich angliedernden Querriegel staffeln sich nach Süden hin und
nehmen somit den natürlichen Verlauf der gegebenen Topografie auf. In der Mitte des
Gebäudes ensteht, flankiert von den Querriegeln, ein großzügiger Innenhof, der sich nach
Süden öffnet. Über den sich öffnenden Platz wird eine Verbindung aller Außenflächen und dem
Forsthausgarten geschaffen. Das natürliche Erscheinungsbild der Fassade, geprägt durch die polykristallinen PV-Module, die in der Optik eines Blätterwaldes erscheinen und im Wechselspiel mit den Holzlamellen der Atriumhöfen und der Nordfassade stehen, spiegelt den verspielten Charakter des Hauses wieder. Die Holzrahmen vor den Fensterelementen bilden die Augen der Fassade, die neugierig, wie Kinderaugen in die Umgebung schauen. Sie bilden einen konstruktiven Sonnenschutz und bieten gleichzeitig Sitznischen für die Kinder.
Innenraumkonzept
Der zentrale Erschließungsbereich dient als Interaktions- und Begegnugsort und bietet Raum
für gemeinsame Aktivitäten. Die gemeinschaftlichen Räume im Erdgeschoss werden durch einen Dachgarten erweitert, welcher vielseitige Nutzungen ermöglicht. Er bietet den Kinder die Möglichkeit des Außenaufenthaltes auch in den Übergangszeiten. Großformatige Sonnensegel schützen den Dachgarten vor Regen und zu viel Sonne. Die Gruppenräume, sowie die Begleiträume für die Ü- und U 3 –jährigen befinden sich in jeweils in einem der angegliederten Querriegel in der unteren Ebene mit direktem Zugang in den Außenbereich. Über eingeschnittene Innenhöfe, die visuell und räumlich wie eine Erweiterung der Innenräume wirken, ergeben sich Blickbeziehungen mit direktem Bezug zur Natur. Diese Öffnungen finden sich auch im Innenraum wieder und ermöglichen somit Einblicke und Durchblicke zwischen den einzelnen Räumen und in den Flurbereichen. Sitznischen und Fensterbänder fördern spielerisch die Begegnung und Kommunikation.
FREIRAUM
Erschließung und Quartiersplatz
Vor dem Kindergarteneingang befindet sich ein Aufenthalts- und Begegnungsort für die Bewohner
des Stadtteils. In der täglichen Funktion bietet er seitlich Kurzparkplätze zum Abholen und Bringen
der Kinder, sowie Langzeitparkplätze für Erzieher-innen. Eine Wendeplatte an der Erschließungsstraße erlaubt
außerdem ein zügiges Hin- und Wegfahren von PKWs ohne die Nutzung eines Stellplatzes. Auf der Mitte des
Platzes entsteht ein Aufenthaltsort, der zum Verweilen und Begegnen einlädt. Die Größe und Lage der gesamten Fläche ist als Veranstaltungsort für Ereignisse, wie z.B. als Stadtteilfest oder Wochenmarkt geeignet. Die sekundäre Erschließung des Kindergartens findet von der Hauptstraße im Süden statt. Erzieher-innen holen Kinder von
der Bushaltestelle ab und begleiten sie durch den Forstgarten in den Kindergarten.
Freiraum Kindergarten
Der Freiraum südlich des Kindergartengebäudes teilt sich in drei zusammenhängende Bereiche.
Während die Abschnitte im Westen und Osten für Kinder im Alter von über bzw. unter 3 Jahren vorgesehen
sind, befindet sich zwischen den Querriegeln ein intensiver Spielraum, der Begegnungen zwischen
den Altersstufen durch die Öffnung der Gruppenräume zum Innenhof zulässt. Die organische Formsprache des
Freiraums kontrastiert die kubische Form des Kindergartenbaus. Die Schwünge nehmen die bewegte
Topographie des Geländes z.T. mit Blockstufen auf und schaffen spielerisch interessante Wölbungen
und Nischen für abwechslungsreiche Erlebnisse im Außenbereich.
Mauereidechsenbiotop
Im Osten der Planungsfläche-abseits der Spielflächen- befindet sich das geschützte Biotop der
Mauereidechsen, das durch geeignete Maßnahmen, wie z.B. Steinschüttungen oder Pflanzungen
geschützt und entwickelt wird. Geführte Begehungen der Kindergartenkinder in verschiedenen Witterungen,
Tages- und Jahreszeiten bieten ein vielfältiges Naturerlebnis und einen pädagogischen Mehrwert.
ENERGETISCHES KONZEPT
Gebäudehülle
Holzständerkonstruktion mit teilweise vorgehängter Funktionsfassade mit stromerzeugenden PV-Zellen
aus Solarenergie, die gleichzeitig den Wetterschutz liefern. Die Fenster sind als Passivhaus/Kastenfenster
ausgeführt, so dass Wärmebrücken minimal gehalten werden und Sonnenschutz/Tageslichtnutzung
einfach realisierbar ist. Die ausgeprägten Fensterrahmen reduzieren die Direkteinstrahlung
im Sommer in die Räume, so dass der Sonnenschutz einfacher ausgeführt werden kann.
Die Lüftung
erfolgt im Winter und im Sommer mit Zuluft über die vorgehängte PV-Hülle in der Ost-, Süd- und
West-Fassade mit nachgeschalteter Wärmerückgewinnung mit mehr als 85 % Wirkungsgrad. Die Erfahrung mit
vergleichbaren Kindergartenprojekten hat gezeigt, dass
dieser Gebäudetyp mit oft großen Glasflächen und internen Wärmequellen, einen hohen Bedarf an
Kühlung verlangt. Im Sommer wird die Zuluft bei Bedarf mit dem Erdregister unter der Bodenplatte gekühlt und
in der Übergangszeit kann mit Fensterlüftung der Strombedarf für die Lüftung reduziert werden.
Die Energieeinbringung
in die Räume erfolgt auf niedrigem Temperaturniveau für die Heizung und Kühlung. Dafür werden die Hüllflächen-
systeme wie Fussbodenheizung für die Heizung und Kühlung auf tiefem Temperaturniveau genutzt.
Mit der freien Kühlung mit dem Erdregister unter der Bodenplatte wird dieser Bereich wärmer, so dass die
Verluste über die Bodenplatte in der Heizperiode vermindert werden.
Die Energiebereitstellung
für die Heizung erfolgt über ein Nahwärmenetz und die Kühlung der Räume wird als freie Kühlung sehr effizient
mit dem Erdregister unter der Bodenplatte realisiert.
Elektroanlagen
Ein grosser Teil der Stromversorgung wird mit den fassadenintegrierten PV-Modulen geliefert.Der Strombedarf
wird in hohem Masse solar abgedeckt. Die PV-Modulkosten sind zwischenzeitlich so tief,
dass diese im Preis bei hochwertigen Fassadenverkleidungen liegen. Mit der Doppelfunktion, Fassade schützen und
Strom liefern, ist die Wirtschaftlichkeit gegeben. Die Beleuchtung ist über ein Gleichspannungsnetz
mit 24 Volt angedacht und die Standardstromversorgung erfolgt mit netzgekoppelten Wechselrichtern für den
Eigenbedarf und Netzeinsparung für den Überschuss.Die PV-Anlage für die Stromversorgung ist so dimensioniert,
dass ein Elektromobil ebenfalls zu 100 % mit Solarstrom betrieben werden kann. Mit einer 24 Volt-Batterie wird Überschussstrom gespeichert und für den Strombedarf in der Nacht oder an sonnenarmen Tagen bereitgestellt.
Mit der geplanten PV-Fassade können ca.15 000 kWh/a an Strom solar erzeugt werden.
Brauchwasser/Warmwasser
In Kindergärten wird nur wenig warmes Wasser benötigt, da aber die Zapfstellen an mehreren Punkten verfügbar
sein müssen, ist der Schutz vor Legionellen sehr aufwändig. Der Energiebedarf für den Legionellenschutz ist hoch
und die Wartung mit regelmässigen Kontrollen durch den Hausmeister und dem Prüflabor ebenfalls.
Mit einer dezentralen Frischwasserstation kann der Aufwand deutlich reduziert werden. Hier wird mit dem
Heizungskreislauf das Brauchwasser vor Ort zum Zeitpunkt des Bedarfs auf Temperaturen bis 45°C
erwärmt. Mit diesen tiefen Temperaturen wird Energie gespart und ein Verbrühschutz für die Kinder ist automatisch sicher gestellt. Die regelmässige thermische Desinfektion mit Temperaturen höher 65°C kann entfallen.
Mit diesem Energiekonzept erreicht das Gebäude den Passivhausstandard mit einem
Heizwärmebedarf von 15 kwh/m²a.